Laut dröhnt Musik
Ein Menschen-
Und Stimmengewirr
Ich höre das Schweigen
Der Vögel nicht mehr
Laut dröhnt Musik
Ein Menschen-
Und Stimmengewirr
Ich höre das Schweigen
Der Vögel nicht mehr
Der Morgen der Vögel
Ließ Wiesen erblühen
Der Abend bedeckt
Ihre Nester mit Schnee
Getrennt von den Bildern
Die die Heimat dir gab
Suchend ein Morgen
In nicht endender Fremde
Ein Weg, über Grenzpfähle
Und Brücken gesetzt
Tränen in Zeit eingefroren
Und die Uhr
Die schneller dich trennt
Und langsam, so quälend
Nur vorwärts gerinnt
Graue Himmel über grauen Mauern
Ein ungekanntes Gesicht
Und ein Mund, der anderes spricht
Schweigend die Trauer
Und auch im Mantel die Kälte
Die das Herz nicht verhüllt
Die Augen nicht schützt
Doch den Haaren
Treiben schon Blüten
Unter den Fingernägeln
Wächst eine Spur
Die den Horizont lüftet
Sich häuten jetzt
Und ein Schmerz bleibt zurück
Und das Nie-Wieder
Wie das Vergessen
Und die Narben stillt Hoffnung
Und ein ungefundenes Wort
Das du bist
Der Tau umspielt
Den Stacheldraht
An Brücken zu lehnen, der Rauch aus dem Mund
Die Sterne entblößen, und die Nacht ist ein Schlund
In Kneipen zu sitzen, ein flüchtiger Blick
Dem Schoß eine Flasche, und die Uhr im Genick
In Wassern zu liegen, ein Schrei in den Wind
Getrennt sich erfühlen, und ertränken das Kind
Dem Tanze zu springen, verlöschen das Licht
Den Atem ausstoßen – und die Spur, die verwischt …
Zusammengeharkt
Die Blätter im Park
Offen nun trägt seine Wunden
Das Gras
Verträumte diesen Tag
Vergaß, die Wiese
Umzumähen
Falter
Entfliegen ihr bunt
Selbst in den Wäldern
Finden keine Ruhe mehr
Die großen Elche
Ich wusste, welchen Weg er nehmen würde. Ich wusste den Namen der Straßen, die wir durchfahren, die Bezeichnung der Plätze, die wir überqueren würden. Ich wusste, wo wir nach rechts, und wo wir nach links abbiegen würden; ich wusste, an welchen Sehenswürdigkeiten wir vorbeikommen, welche Gegenden wir meiden würden. Ich wusste, mit welcher Geschwindigkeit wir fahren, wo wir bremsen, wo wir beschleunigen würden. Und ich wusste, wo wir schließlich anhalten würden und wo ich aussteigen und am Ziel sein würde. Nichts war fremd, nichts war unklar, eine Fahrt wie tausend andere, in fester Reihenfolge, nach altem Plan. Es bedurfte keiner Anweisungen, keiner Anmerkungen mehr, denn nichts hatte sich je geändert; der Ort, die Zeit, Abfahrt und Ankunft, alles war stets gleich geblieben. Die Regeln waren festgelegt, die Rollen eingespielt, die Riten Alltag geworden.
Schon war das sanfte Rauschen zu hören, unter den Reifen das Knistern und Klickern der Kiesel, der Wagen stand, der Staub verflüchtigte sich. Ich ging die Treppe hinunter; der Fahrer war ausgestiegen und hielt mir die hintere Tür geöffnet. Wir nickten uns zu und ich nahm auf dem Rücksitz meinen Platz. Ich gab ihm ein Zeichen und er drückte die Tür ins Schloss. Als er sich wieder hinter das Steuer setzte, hatte ich bereits meine Tasche geöffnet, und in das leise Surren des Motors mischte sich das Knistern meiner Papiere. Von Zeit zu Zeit blickte ich auf, um meine Augen abzulenken, sah aus dem Fenster, wenn wir einen Ort passierten, dessen Anblick mir lieb geworden war. Es war ein schöner Tag, in den Gläsern spielte die Sonne, es war ein lichtes, heißes Flimmern, das über allem lag. Die Stadt schien zu blühen, langsam schlenderten die Menschen, ihre Kleider bauschten sich leicht im Wind, manche von ihnen winkten. Die Brunnen glitzerten und beharrlich drang ihr Plätschern durch die Stille, spritzten kleine Wellen auf den heißen Asphalt – Erinnerungen, Erinnerungen an ein Meer, ein Meer, ein Meer …
Wohl lange hatte ich hinausgesehen und gelauscht und plötzlich, als meine Sinne sich wieder klärten, blickte ich eine Landschaft, die ich noch nie zuvor gesehen und die mir ganz und gar fremd war. »Fahrer!«, rief ich erschrocken, aber da war kein Fahrer mehr, ich war es, der fuhr, ich selbst hielt das Steuer in Händen. Ich zitterte, in meinen Augen standen Tränen; ich spürte, wie mein Mund atemlos offen stand, meine Körper in den Sitz gepresst, meine Finger um das Lenkrad geklammert. Ich raste durch eine Allee, mächtig und schwarz wogten die Bäume im Sturm, keine Spur war zu sehen, keine Bahn, aus der Erde gurgelten Quellen, ein prasselnder Regen zerblitzte den Mond, der Weg hatte den Wagen verschlungen, schon brachen die Wellen über mir – und nur der Donner blieb, dieser Donner, der heftiger immer und lauter in meinem Kopfe schlägt; dieser Hall aus tausend Jahren, dieses unendliche Pochen, dieser unstillbare Ruf, der mir, das weiß ich jetzt, die Stirn sprengen wird; dieser Donner, dieses Wort, diese Frage:
Wohin?