Hauch

In diesen Nächten aus Glas
In diesen Tagen aus Duft
Da warst du mir erschienen
Unnahbar du erträumt:
Ein Tautropf’
In der Luft gefrierend
Kurz vor dem Sprung

In diesen Zweifeln aus Licht
In dieser Euphorie der Zerstörung
Welche Wege sind mir verschlossen?
Welcher Strom ist längst schon versiegt?

Ein Herz
Eine Weide
Ein Lachen
Da ist nichts, das nicht lebt

In diesem Dasein aus Trost
In diesem Glück von Vergessen:
Was dürste ich noch?

(Henning Sabo)

Wenn wieder mein unruhiges Herz
Den kaum gekannten Ort verlässt
Dann, ja dann immer noch weiß ich es
Dass jeder Abschied ein Ankommen ist

Wenn meine fliehenden Augen vom Baume den Stumpf nur noch finden
Das Rascheln der Blätter in meinen verborgenen Ohren erlöscht
Zehn Mal muss ich es sagen, muss es beschwören
Dass jeder Abschied ein Ankommen ist

Wenn das gleiche Treiben, Bruder, dich an ein Weiterziehen bindet
Fern nur noch ich fühle, dass du bei mir bist
Hundert Mal muss ich es rufen, klagen
Dass jeder Abschied ein Ankommen ist

Wenn der Tod, Geliebte, dich zurückholt, mich belässt
Wenn dein Atem nur noch in mir lebendig ist
Tausend Mal ich schreie, weine es
Dass jeder Abschied ein Ankommen ist

In diesen Zeiten, wenn Wissen nicht mehr Fühlen ist
Wie bitter bin ich diese Wahrheit
Die der Unendlichkeit des Glücks
Das Leid unendlich folgen lässt

(Henning Sabo)

In diesen Tälern, weit, wo waren wir verloren?
Aus diesen Höhen, tief, wie sind wir heimgekehrt?
Welche Träume haben uns beschworen?
Welcher Ursprung ist uns noch verwehrt?
O dieses Glühen der Augen!
O dieses Blühen der Arme!
Welcher Weg hat uns versperrt?
Welcher Tod hat uns genährt?
Sehnsucht, die verwirrt
Trauer, die verzehrt
O Trug der Geister!
O Flug der Glieder!
Wohin das Meer in mir?
Wo enden die Quellen?
Ich bin es, die Wolke:
Der Himmel aus mir

(Henning Sabo)

Revolution

Streitend wir
Auf verschiedenen Wegen
Scheinbar so fern
Doch der Einsamkeit nah

Du kennst es, mein bleiches Gesicht
Ich weiß deine kranke Natur
Wir, unter des Schicksals Gewicht
Folgen leidend der Wirklichkeit Spur

Umsturz, du weißt es, verändert nicht
Er variiert es nur
Die Kunst, ich weiß, sie hindert nicht
Sie lindert nur

Und doch, was wir ersuchen, es ist da
Es macht aus Ich und Du ein Wir
Es zwingt uns, uns zu lieben
In dieser Fremde: jetzt und hier!

(Henning Sabo)