Mo-NU-ment

Wenn ich mir erlaube, ganz ruhig zu sein, höre ich die Heizung so schöne Lieder summen …

Dem zu lauschen, damit könnte ich Stunden verbringen.
Voller Momente wie dieser:


In diesem Moment,
Überwältigt
Von diesem Moment,
Ist alles Sein
Einzig Sein,
Bin ich selbst
Einzig bin,
Ist kein »Verschieden«,
Kein »Erscheinen«,
Und noch nicht einmal
Eine »Wahrnehmung«.

Nur ein Moment,
Ganz in sich selbst ergeben,
Nur einfach
Dieses sein im bin,
Nur unaufhörlich: Stille,
Die, berauscht in ihrem Nichtbewegen,
Fließt ein in alles Sein,
Versiegt in keinem Ding.

Und lächelt, lächelt,
So tief
Und über alle Maßen still.

(Henning Sabo)

Orchestrale, moNUmentane Grüße von
Henning

Verstehen

Des Bemerkens wert:

Eine junge Frau, ihr Smartphone am Ohr, die über den Bahnhofsplatz lief und rief: »Mama, Du verstehst mich einfach nicht …!«

Nur einer von vielen kleinen Momenten, die den Tag erfüllen und feine, wunderbar Schätze und Geschenke sind, die unbegreiflich unermesslich und doch ebenso schnell wieder vergessen sind.

Welche Fülle in der Stille!

Verständige Grüße,
Henning

Kostet nichts

Wahrheit kostet nichts.
Sie ist das, was ist.
Sie ist das, was ist,
Wenn nichts hinzugefügt
Und auch nichts weggenommen wird.

Im Augenblick zu sein, es kostet nichts.
Es ist das, was jetzt ist.
Es ist das, was jetzt ist,
Wenn nichts mehr vorgestellt
Und nichts mehr nachgetragen wird.

Ich selbst zu sein, es kostet nichts.
Es ist das, was ich bin.
Es ist das, was ich bin,
Wenn nichts mehr vorenthalten
Und nichts mehr dargestellt wird.

Lieben kostet nichts.
Es ist das, was geschieht.
Es ist das, was geschieht,
Wenn nichts mehr kontrolliert
Und nicht mehr eingegriffen wird.

(Henning Sabo)

Nichts als ich selbst

Des Bemerkens wert:

»In solchen Momenten wird das Glas zum Freund – egal, womit es gefüllt ist.«

So steht es geschrieben auf einer der ersten Seiten der allerersten Blätter des kleinen Ringbuchs, das ich mir vor über 30 Jahren gekauft hatte, um es immer bei mir zu tragen und so meine Beobachtungen, meine Gedanken und Ideen dort sogleich eintragen zu können.

Geschrieben habe ich diese Worte am 28. Januar 1981, und an diesem Tag habe ich auch noch einiges andere verfasst; Texte, die ich gerade eben dort entdeckt habe, und die mich in ihrer Unmittelbarkeit und Gültigkeit tief berühren.

Die vorbereitenden und begleitenden Arbeiten, um diese Internetseite mit meinen Texten zu füllen, machen mich in alten Aufzeichnungen forschen und den Staub von lange unberührten Stapeln klopfen. Ich entdecke, wie viel noch eigentlich unentdeckt ist, wie viel ich schon vergessen habe, obwohl es nicht vergessen ist, wie viele Samen im Kern vorhanden, aber noch nicht ausgesät sind … Und ich begreife, wie sehr das Altbekannte immer noch aktuell und wie immens alt es inzwischen wirklich ist.

So bin ich gerade gleichermaßen erschüttert und begeistert, was für Texte da bereits vor über 30 Jahren aus mir herausgepurzelt sind. Es war alles schon da. Und in einer Reinheit und Unbekümmertheit, die mich staunen und vielleicht auch ein bisschen nachdenklich macht. Die Selbstverständlichkeit der Wahrheit war da, die Schwierigkeiten mit der Welt waren da. Das erste vielleicht noch unbedarfter und unmittelbarer, das zweite wohl schmerzhafter und klagender.

Aber all das, all diese Texte, ob gelungen oder verfehlt, ob banal oder tief, womit sie auch immer gefüllt sind, sie sind mehr als ein Freund, sie sind – und das wird mir gerade wieder bewusst – nichts als ich selbst.

Erinnerte Grüße,
Henning

Unerzählte Geschichten 5

Am Zug

Die Geschichte eines Mannes,
der, frierend, auf einem kleinen Bahnhof steht
und auf die Ankunft eines Zuges wartet,
der ihn endlich von hier weg bringen wird.

Auf der Anzeigentafel aber ist keinerlei Zeit angegeben,
weder die eines Ankommens noch die eines Abfahrens,
und im Feld für den Zielbahnhof steht nur ein einziges Wort:
»Zugdurchfahrt«.

In unregelmäßigen Abständen ist über den Lautsprecher
die Durchsage zu hören: »Achtung an Gleis 1, ein Zug fährt durch!«,
bevor mit großer Geschwindigkeit ein Zug heranrast und an ihm vorbeirauscht,
um im rhythmischen Poltern der Schwellen wieder schnell im Nichts zu entschwinden.

(Henning Sabo)

Heute, um 17.42 Uhr hat sich mein Körper mit einer Geschwindigkeit von 181 Stundenkilometern durch den Raum Erde (zwischen Düsseldorf und Köln) bewegt – so wurde es zumindest in jenem Zug angegeben, mit dem ich gefahren bin.

Zügige Grüße
Henning