Die beim Um-die-Wette-Rennen
Als erste angekommen:
»Ich habe gewonnen!«
Ihr Kind,
Das nach ihr angekommen:
»Ich habe auch gewonnen!«
Es hat uns wohl etwas zu lehren –
Doch wird es selbst es auch bewahren?
Ihr Kind,
Das nach ihr angekommen:
»Ich habe auch gewonnen!«
Es hat uns wohl etwas zu lehren –
Doch wird es selbst es auch bewahren?
Ablegende Bewehrung
Immer zarter
Nun das Berühren
Doch inniger immer
Dieses Verspüren
Immer ferner
Scheint das Bewährte
Untrennbarer doch
Das immer Gewahrte
Immer stiller
Beschreibt sich das Sein
Taucht immer tiefer
Doch in sich ein
Immer kleiner
Werden die Kreise
Und öffnen doch
Immer weitere Räume
Es gibt nur Erlösung
Durch die Wahrheit.
Wir tränken die Oasen
Am Tropf vermehrter Wüsten,
Bis alle Wunder wund.
So irren wir auf Kosten
Noch nicht erfolgter Wesen,
Verbuchte schon als Schwund.
Behauptet im Beherrschen,
Gekrönte im Versagen,
Nur mit sich selbst im Bund.
Wie wir’s auch übertönen,
Die Stille, die der Toten,
Tut sich durch uns jetzt kund.
Es fallen trocken alle Quellen,
Wir reiten schon die letzten Wellen
Ins Meer, das längst auf Grund.
Ich kann es jetzt sehen,
Das, was mich sieht;
Nichts ist je mein,
Nichts trägt mein Gesicht.
Ich muss es nicht drehen,
Da ist niemand, der flieht;
Ich lasse es sein,
Und es hat kein Gewicht.
Es bleibt nichts bestehen,
Zum Grunde es zieht;
Im tieferen Sein
Zeugt Licht sich mit Licht.
Der Link zum Sonntag:
Nina Simone (1933-2003) kannte ich bisher nur vom Namen, durch ihre Interpretation von »My Baby Just Cares For Me« und von einer ihrer Kompilations-CDs, die ich einmal bei einem Freund gehört habe und die wohl keinen weiteren Eindruck auf mich machte.
Letzte Woche sah und hörte ich bei einer Freundin eine alte Live-Aufnahme – eben die, die ich hier vorstelle – von Nina Simone, die mich dazu anregte, mich in den folgenden Tagen etwas eingehender mit ihrer Person und ihrer Musik zu beschäftigen und mich durch diverse Aufnahmen und CDs zu hören. Woraufhin ich schon mal eine erste CD-Empfehlung abgeben könnte: »Nina Simone – Wild Is The Wind« (aufgenommen 1964/1965).
Nicht unbedingt eine begnadete Stimme, aber eine begnadete Sängerin, deren Stimme in ihren besten Momenten Emotionen vollkommen ungefiltert und mit immenser Intensität wiedergibt, sodass sie den Zuhörer ganz unmittelbar berühren und erfassen. Zudem war Nina Simone eine ausgezeichnete Pianistin, mit einer ausgeprägten Fähigkeit zum intuitiven Zusammenspiel mit ihren Mit-Musikern.
Ihre Live-Aufnahmen können auch heute noch eine Ahnung ihrer außerordentlichen (Bühnen-)Präsenz vermitteln. Zu hören auch in dieser Aufnahme von »Black Is The Color Of My True Love’s Hair«, einem wahrscheinlich von Schottland nach den USA ausgewanderten traditionellem Folk-Song. Bemerkenswert hier nicht nur ihr gebrochener und authentischer Gesang, sondern auch die wunderbare Interaktion mit dem Gitarristen Emil Latimer – dessen Stimmfarbe zudem so nah an der ihren ist, dass man kaum bemerkt, dass er den zweiten Teil des Liedes singt.
Nina Simone – »Black Is The Color Of My True Love’s Hair« (live)
Erst das Zertrennen
Braucht das Vereinen