Von der Perücke springen

Des Bemerkens wert:

Drei junge Mädchen neben mir im Zug unterhalten sich darüber, dass im Bahnhof ihrer Stadt sich ein junger Mann – ihnen allen offenbar bekannt – vor einen Zug geworfen hat, von diesem mitgeschleift und schwer verletzt, aber nicht getötet wurde, und dass er nun im Koma liege.

Das bringt sie dazu, sich auszumalen, wie sie, sofern ihnen dies einmal notwendig erscheinen sollte, sich auf eine bessere, sprich effektivere Art umbringen würden.

»Vor den Zug werfen« findet die eine eh keine gute Idee, »Da würde ich doch lieber von der Brücke springen«.

Ich höre ihren Satz, den sie recht schnell und in dem hier üblichen, irgendwie niedlichen Dialekt spricht. Ich höre, was sie sagt, ich weiß es, und verstehe im gleichen Moment doch etwas anderes, nämlich:

»Da würde ich doch lieber von der Perücke springen.«

Und da ich dieses »Von der Perücke springen«, auch das im gleichen Moment, ganz bildlich vor mir sehe und ebenso gleichzeitig darüber spekuliere, wie groß mit dieser Methode die Wahrscheinlichkeit einer erfolgeichen Selbsttötung wohl sein dürfte, muss ich so dermaßen und anhaltend lachen, dass es mir – vor allem diesen jungen Mädchen und ihrem durchaus ernsten Thema gegenüber – schon fast peinlich ist. 😉

(Henning Sabo)

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