Unbegriffen

Das, an dem wir am verzweifeltsten festhalten
Von alledem, was wir zu besitzen glauben,
Die größte Illusion alles vermeintlich Meinen,
Ist das, was wir »mein Ich« oder »meine Meinung« nennen.

Das loszulassen und es vollkommen aufzugeben,
Ist jenes, was wir eigentlich als Erstes tun müssten,
Um dem Wahren den Zugang zu uns zu ermöglichen;
Und ist doch das Letzte, wozu wir bereit sein werden.

Solange wir auf den Besitz eines Wesens bestehen,
Sind wir blind und bleiben in Verblendung gefangen;
Wir werden weder Glück noch Befreiung erfahren,
Das Wahrhaftige weder erkennen noch anerkennen.

Unser Denken, Fühlen und Handeln wird gebunden bleiben
Und Ideal und Vorstellung zu bestätigen suchen;
Es wird vorfinden, was immer wir angenommen haben,
Und Unverstelltes und Unmittelbares unterschlagen.

Uns augenblicklich dem Augenblicklichen hinzugeben,
Allein das wird uns augenblicklich aus allem erlösen.
Ansonsten ist alles Erscheinen, zu täuschen und zu betrügen,
Uns gefangen zu halten im Wechselspiel von Kommen und Gehen.

Da ist nichts, daran anzuhaften oder es festzuhalten,
Da ist nichts, es zu überwinden oder zu transformieren.
Kein Erreichen, kein Verfehlen, kein Gewinnen, kein Verlieren:
Unberührt ist das Berühren, unbegriffen das Begreifen.

(Henning Sabo)

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