Frühlingsbild
Tau
Den Augen schwindet
Das Licht
Die Adern überschwemmt
Die Knospen
Herzen, brechen auf
Die große Sonne
Liebe brennt
(Henning Sabo)
Thema: Vision
Die zarten Blüten
Öffnen sich und
Sprechen leise
Ihren Fluch
In den Schatten
Toter Bäume
Und im Beton
Ein erster Riss
(Henning Sabo)
Mitten einer Straße hocken
Der Katze Rücken streicheln
Träumend bläst du
Die Haare aus den Händen
Wie Worte, derer zu viele sind
Im Schatten eines Augenblicks
Wandert schweigend der Abend
Und du fühlst den Wind
Der deinen Rücken nimmt
Wald wuchert den Straßen
Fern schon fliegst du, Vogel
Und in den Augen die Sonne:
Brennt
(Henning Sabo)
Der Vögel Zug
So sicher zeichnend
Eine unsichtbare Spur
Zu keinem Ziele hin
Von keinem Orte fern
Zuhause zwischen
Ihren Schwingen: hier
Ein heller Stern!
Der Winde Flur!
(Henning Sabo)
Wechselbank
Hier wird Liebe gegeben gegen Geld
Hier wird bezahlt unter Wert
Hier wird nicht gehandelt, hier wird nichts geschenkt
Hier wird nur manchmal entstellt und entehrt
Hier wird bezahlt, verschuldet, verdient und verdrängt
Hier wird geliehen, geboten, verkauft, spekuliert
Hier wird verhandelt, verstoßen, gedreht und verführt
Hart ist der Lohn, und ist doch nichts wert
Diese Bank ist groß, diese Bank heißt Welt
Und ihr Wechsel ist längst auch auf dich ausgestellt
(Henning Sabo)
Die Schreibtischlampe
Wie eine Katze im Sprung
Feuer fange ich
(Henning Sabo)
Ein Wecker (vergeistigt):
Wäre ich wirklich,
Ich währte nur eine Nacht;
Würde ich wahr,
Ich wirkte ein einziges Mal.
(Henning Sabo)
Ein Wecker (mechanisch):
Was erwartet ihr?
Beständig zieht ihr mich auf.
Dafür muss ich mich rächen.
(Henning Sabo)
Dass ich nicht mehr kann
Und aber doch immer noch kann
Dass ich am Ende
Und doch noch nicht am Ende bin
(Henning Sabo)