Zu viel ist nicht gelebt in dir
Das ist nun Leid, das will nun raus
Verzweifelt sucht es eine Tür
Will heim aus diesem engen Haus

Ersterbend vor der letzten Wand
Ist es ein tiefes Beben nun
Das zittert sich aus deiner Hand
Lässt deine Lippen niemals ruhn

Dein scheues Lachen flieht zu mir
Noch weicht dein Sehnen meinem aus
Doch klopft dein Herz schon für und für
Die Wurzel reißt schon ein das Haus

Erwacht in einem fremden Land
Wagst nichts zu sagen, nichts zu tun
Lass deiner Sterne feinen Sand
In meinem Garten leuchtend ruhn

(Henning Sabo)

Der Liebsten, die mich flieht

Ihr habt den Boden doch bereitet –
Doch nun bepflanzet Ihr ihn nicht!

Warum dann habt Ihr das Feld gemessen?
Warum dann die starken Bäume gefällt?
Wofür dann habt Ihr das Unkraut gerissen?
Wofür dann die ruhende Erde gepflügt?
Und wozu noch habt Ihr die Sonne erbeten?
Wozu noch den Tau und den Regen gegrüßt?

Euer Herz will ernten
Was Eure Hand nicht sät

Welch Wundergärten, seht
Welch Reichtum da erblüht!

Brach und staubig die Erde
Das letzte Grün verweht …

(Henning Sabo)

Ja, gut, verbiete mir den Mund
Sieh nicht mehr nach der Seele Grund
Denn was aus mir da zu dir spricht
Ist nur dein Ziel und Angesicht

Verschließ die Hand, verlass dein Herz
Erspar dir Scham, ersauf den Schmerz
Denn Liebe nur kann ich dir geben
Ein lustvoll-intensives Leben

Ja, lass dich ein, gib dich verloren
Sei so, als wärst du nie geboren
Denn deinem Wesen wirst du immer sein
Dort bin ich dir und lass dich nie allein

So geh, sie werden dich begraben
Voll Stolz, dich endlich doch zu haben
Denn was dir einzig ewig sicher bleibt
Ist deine Wurzel, die in meine treibt

Nein, halten werde ich dich nicht
Die Sonne löscht die Lichter nicht
Denn was du töten willst in mir
Das wächst doch immer fort aus dir

(Henning Sabo)

Doch ohne dich, da bin ich still
Nur meine Sehnsucht, die wird laut
Weil sie nur eines: zu dir will

Und bin ich dann bei dir
Und rede, viel zu viel
Sie wird doch leiser nicht in mir

Dann sag ich, was ich gar nicht sagen will
Bin ruhelos und werde laut
Und nur mein Herz wird traurig still

Und gehst du wieder, fern von mir
Bin ich der Liebe viel zu viel
Und alles in mir: schreit nach dir

(Henning Sabo)