Momentum

Immer wieder bin ich irritiert und verstört, vielleicht auch seltsam fasziniert, wie plötzlich und leichthin mein Handeln ein Leben zerstört. Ein kurzes Wischen mit dem Lappen, und ohne es zu wollen noch zu wissen, vernichte ich das Existieren von Insekten – so winzig, dass ich bis dato ihrer nicht bewusst.

Manche sehe ich manchmal noch fliehen – oder aber erst im letzten Moment, wenn das Momentum der Bewegung und der Richtung schon nicht mehr aufzuhalten ist.

Ich verharre, weil es mich betrifft; und ich gewahre, dass das, was hier im Kleinen mit Insekten geschieht, ebenso das ist, was auch im Großen und mit Menschen passiert. Menschen, die irgendein Wirbel-Sturm-Fluten einfach hinwegfegt – ganz plötzlich, einfach so, in einem einzigen Moment.

Ich frage mich, ob das im Kleinen nicht eine ebensolche Katastrophe ist, oder aber, ob es im Großen vielleicht gar keine ist. Ich ahne, dass wohl beides trifft – und es womöglich einzig für mein Denken ein Widerspruch und ein Beschweren ist.

(Henning Sabo)

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