Michael Gordon (Komponist)

Der Link zum Sonntag:

Heute möchte ich einen weiteren Komponisten der Moderne vorstellen, den 1956 in den USA geborenen Michael Gordon [Infos in Englisch], der zu den Post-Minimalisten gezählt wird. Deren Werke zwar eindeutig von der Minimal-Music geprägt sind, aber sich entweder noch mehr der Popmusik oder aber wieder der klassischen Konzerttradition zuwenden. Zumeist haben diese Komponisten einen wirklich sehr eigenen und sehr ausgeprägten Stil entwickelt. So auch Michael Gordon, dessen Werke oft mit sehr harmonischen repetetiven Mustern beginnen, um sich daraus zuweilen recht heftig bis an die Grenzen (und darüber hinaus) des als harmonisch Empfundenen fort zu entwickeln. Ein wunderbares Beispiel dafür ist »Industry«, hier in einer Live-Version (für elektronisch verstärktes Cello), die wirklich sehr leise beginnt:
Michael Gordon – »Industry«

Keine leicht zu konsumierende Musik, die dem Hörer zuweilen einiges an (immer noch weiterer) Öffnung abverlangt. Ein Hörexperiment, dem auch ich mich nicht immer ein zweites Mal aussetze, aber doch immer wieder so spannend, dass ich es auf jeden Fall empfehlen kann, sich dem (vielleicht mehr als) einmal auszusetzen. Ich wähle hier einfach das aus, das mich am meisten angesprochen hat, Gordons Werke sind oft auch untereinander sehr unterschiedlich, von »rabiat-rhythmisch« bis »hypnotisch-ruhig« würde ich es vielleicht ausdrücken.

Michael Gordon – »Trance IV«. [In diesem Video, dem einzigen, das ich mit dieser Version gefunden habe, werden offenbar Aufnahmen aus der litauischen Hauptstadt Vilnius gezeigt, was keinen eigentlichen Bezug zur Musik von Michael Gordon hat.] Ein Stück, das sich vielleicht »Philip Glass trifft Mike Oldfield« überschreiben ließe.

Wenn Du alle Teile (I, II. III. IV, Va, Vb) von »Trance« – in denen es dann noch etwas heftiger hergeht – hören möchtest, dann kannst Du hier beginnen und dir die jeweils folgenden suchen.

Michael Gordon – »Timber« (für 6 Perkussionisten) [Ausschnitt]

Michael Gordon – »Weather One«, eine wunderbare Tanz-Performance (soweit erkennbar). Ich bin kein Fan von Tanz-Aufführungen, aber das hat mich wirklich begeistert.

Und hier noch ein weiterer, ganz andersartiger optischer Leckerbissen. Der Experimental-Film »Light is calling« von Bill Morrison mit der gleichnamigen Musik von Michael Gordon. Die es beide zusammen schaffen, im Herzen des Zuschauers und Zuhörers eine sehr eindrückliche Meditation über das Leben zu erschaffen:
»Light is calling«

Zwei Links zu ebenfalls sehr typischen, sehr unterschiedlichen und sehr schönen Kompositionen von Michael Gordon. Zuerst ein Live-Video der ersten Präsentation seines Stücks »Tree-oh« für 3 Violinen. Dann eines dieser hypnotischen »Sirenen-Stücke«: »For Madeline« (live).

Zum Abschluss ein ganz besonderes Stück, »Rushes« für 7 Fagotte, das anzuhören wohl ebensoviel Muße braucht, wie es zu spielen. Fast eine Stunde lang (das Stück beginnt nach etwa 4 Minuten) sind nichts als eben sieben Fagotte zu hören. Aber so hast Du Fagotte wohl noch nie gehört – und was Du alles hörst! In diesem ruhigen, kontinuierlichen Klang scheint alles aufzutauchen und wieder zu verschwinden. Nimm dir Zeit, lass dich darauf ein! Vielleicht wirst Du darin Unerhörtes erhören!

Hier noch der Link zu Michael Gordons offizieller Internetseite, auf der Du auch noch mal in jede seiner Kompositionen hineinhören kannst.

Fat Freddy’s Drop – »Ernie«

Der Link zum Sonntag:

Ich weiß nicht, was dieses »Jamaika« der Staaten-, Völker- und Menschengemeinschaft sonst noch gegeben und geschenkt hat, aber dieses eine, der Reggae (der Reggae-Rhythmus), ist wohl das größte und schönste Geschenk, das dieses Land der Welt und in diese gebracht hat, und das inzwischen in aller Welt Wurzeln geschlagen und dort eigene, wunderbar Gewächse und Blüten hervorgebracht hat. Ich bin weder Musik-Ethnologe noch musiktheoretischer Experte, ich weiß, dass der Reggae Ende der 60er Jahre in Jamaika aus dem Ska und dem Rocksteady hervorgegangen ist, aber ich wüsste nicht zu sagen, worin die Unterschiede oder die klaren Abgrenzungen bestehen, noch könnte ich diese anhand von Musikbeispielen heraushören und benennen. Was ich weiß, dass mich diese Musik, dieser spezifische Rhythmus schon sehr früh (wohl noch als Kind) begeistert hat, wenn ich mich recht entsinne, dann gehörten Schallplatten von Desmond Dekker oder Ken Boothe zu den frühesten, die ich mir gekauft habe. Und in den 80ern und 90ern bin ich auch gerne in Reggae-Konzert gegangen, vor allem in die der englischen Gruppe Misty in Roots und des jamaikanischen Urgesteins Burning Spear, die ich sicher irgendwann beide an dieser Stelle noch einmal gesondert vorstellen werde. Reggae geht mir einfach unmittelbar ins Blut und als Freude in das Herz, und es wird mir auch nach Stunden nicht langweilig, darauf zu tanzen. Und live, mit zum Teil bis zu 10-köpfigen Ensembles, ist er ein ganz besonderes Erlebnis. Heute möchte ich einen dieser tollen Live-Mitschnitte vorstellen, bei dem für mich sehr viel dieser besonderen Atmosphäre und Lebendigkeit rüberkommt. Die Gruppe Fat Freddy’s Drop, die aus Wellington – also der Hauptstadt von Neuseeland! – stammt, ist keine reine Reggae-Band, sondern vereint viele verschiedene Stile und Strömungen zu einem sehr spannenden Ganzen, das sie live immer wieder neu interpretiert und sich entwickeln lässt. Sehr relaxt und downtempo, dabei aber sehr hypnotisch, tanzbar und vital. Viel Freude also mit fast 15 Minuten »Ernie« (leider nur Audio):

Fat Freddy’s Drop – »Ernie«