Auf die wir uns jetzt berufen
Wurden von Menschen geschaffen
Die dem Rufe ihrer Seele folgten
Und mit alten Traditionen brachen
Der Link zum Sonntag:
Heute gehe ich noch ein wenig mehr zurück in der Zeit, gewissermaßen vom barocken Bach hin zu einer seiner Quellen, zu einer, aus der er tatsächlich selbst auch reichlich geschöpft hat, zu Antonio Vivaldi. Der »Rote Priester«, wie Vivaldi aufgrund seiner roten Haarfarbe und seiner absolvierten Ausbildung und Weihung zum Priester genannt wurde, ist einer meiner Lieblings-Komponisten. In seinen Kompositionen ist seine Freude am Entdecken und Experimentieren spürbar, immer wieder versteht er es, mit nur wenigen »Strichen« Bilder und Stimmungen zu zeichnen (wie etwa in seinem wohl berühmtesten Werk, den »Vier Jahreszeiten«), und sein Vorrat an wunderbaren, unmittelbar berührenden Melodien scheint schier unerschöpflich zu sein.
Ich möchte hier eines seiner Werke vorstellen, das »Concerto in C-Dur für Flautino, Streicher & b.c. (RV 443)«. Mit »Flautino« meint Vivaldi eine Blockflöte, genauer, eine Sopranino-Blockflöte; oder eine Sopran-Blockflöte, da gibt es wohl unterschiedliche Meinungen. Es ist eines seiner bekanntesten Werke und es finden sich auch im Internet zahlreiche Einspielungen davon. Ich habe vier ausgewählt, die sehr schön aufzeigen, wie unterschiedlich verschieden Interpretationen desselben Werkes eines Komponisten klingen können.
Als erstes eine Audio-Aufnahme mit dem Flötisten David Bellugi. Das »Anschauen« dieses Beitrags ist für musikalisch Gebildete vielleicht auch noch deshalb interessant, weil währenddessen ein Faksimile von Vivaldis Notenaufzeichnungen »aufgeblättert« wird. Dies als Beispiel für eine eher klassische Interpretation des Werkes.
Als zweites Beispiel ebenfalls eine Audio-Aufnahme, eine etwas experimentellere Version mit Matthias Maute an der Sopranino-Flöte. Interessant und ungewöhnlich vor allem auch deshalb, weil Maute hier nach dem Allegro am Anfang eine eigene Kadenz einfügt, die dann nahtlos in das Largo übergeht.
Die dritte ist eine Video-Aufnahme und zeigt das berühmte Ensemble »Il Giardino Armonico« mit ihrem Flötisten Giovanni Antonini. Dieser legt hier eine fast rockige Version dieses Klassikers aufs Parkett, und bei den Allegro-Teilen könnte man wirklich glauben, dass er im nächsten Moment noch mit »Headbanging« anfangen könnte.
Die letzte Aufnahme ist eine wirkliche Entdeckung und zeigt die junge Flötistin Irais Martinez. Sie spielt keine Sopranino-, sondern eine Piccolo-Flöte, also keine Block-, sondern eine Querflöte. Es mag perfektere Einspielungen dieses Werks geben, aber die hier ist die, die mich am meisten berührt. Das »Orquesta Sinfónica Simón Bolívar de Venezuela« unter Joshua Dos Santos macht einen guten Job, aber vor allem Irais Martinez zeigt, was es heißt, mit vollkommener Hingabe zu musizieren. Das Largo, sowieso gewiss eine der schönsten Juwelen des Barock, spielt sie – fernab jeglicher professionellen Virtuosität – mit einer solchen Intensität und Innigkeit (also mit der Integrität echter Hingabe), dass mir jedes Mal fast das Herz stehen bleibt. Ich denke, der »Rote Priester« hätte seine helle Freude an ihrem Spiel gehabt:
Des Bemerkens wert:
Das bringt sie dazu, sich auszumalen, wie sie, sofern ihnen dies einmal notwendig erscheinen sollte, sich auf eine bessere, sprich effektivere Art umbringen würden.
»Vor den Zug werfen« findet die eine eh keine gute Idee, »Da würde ich doch lieber von der Brücke springen«.
Ich höre ihren Satz, den sie recht schnell und in dem hier üblichen, irgendwie niedlichen Dialekt spricht. Ich höre, was sie sagt, ich weiß es, und verstehe im gleichen Moment doch etwas anderes, nämlich:
»Da würde ich doch lieber von der Perücke springen.«
Und da ich dieses »Von der Perücke springen«, auch das im gleichen Moment, ganz bildlich vor mir sehe und ebenso gleichzeitig darüber spekuliere, wie groß mit dieser Methode die Wahrscheinlichkeit einer erfolgeichen Selbsttötung wohl sein dürfte, muss ich so dermaßen und anhaltend lachen, dass es mir – vor allem diesen jungen Mädchen und ihrem durchaus ernsten Thema gegenüber – schon fast peinlich ist. 😉
Kein Ende ist, kein Anbeginnen
Kein Eines und kein Anderes
Nichts ist zu einen, nichts zu trennen
Nichts spiegelt sich, nichts wird bewusst
Ist kein Verlieren, kein Gewinnen
Nichts wird geheilt und nichts gelöst
Ist kein Erfahren, kein Erkennen
Dass ist, ist das, das einzig ist
Die Zeit vergeht nicht mehr –
Sie ist vergangen
Das Sein besteht nicht mehr –
Nur sein besteht
Mein Staunen –
Ach, in diesem Augenblick!
Setze dir keine Grenzen:
Du selbst bist grenzenlos
Die Karte »Fast schweigend …« aus der Serie »Poesie-Patenschaften«. Wieder gestaltet von »HerzWerk – Gestaltung für besondere Menschen und Projekte«. Weitere Karten: »In Druck (Text-Karten)«.
Das, was ich bin
Ist ewig Augenblick
Mein Sein unendlich leer
Und in sich gänzlich unbewegt
Der Link zum Sonntag:
Da ich wenig Zeit hatte und heute noch – mindestens wohl eine Stunde 😉 – weniger habe, halte ich mich kurz und knapp und habe nur einen einzelnen Song mit Namen »Time« ausgewählt. Der passt nicht nur zur fehlenden Zeit, sondern auch zu dem, was mir besonders an ihm gefällt, diese Mischung aus einem modernen minimalistischen Beat und fast antiquiert schönen Gesangsparts, die eher aus früheren Zeiten, so aus den 70ern zu stammen scheinen. Und dann ist das Ganze auch noch gut »getimt«, will sagen, dass Riva Starr, der italienische DJ, von dem dieser Remix stammt, es in meinen Ohren gut verstanden hat, die kleinen Akzentuierungen genau an den richtigen Stellen zu setzen. Und das, in das er diese und sich »hin-eingemischt« hat, stammt von X-Press 2, der Gesang von James Yuill.
X-Press 2 featuring James Yuill – »Time« (Riva Starr Remix)
»Time in, Time out …«