Und überein

Nicht gut, nicht besser will ich werden,
Nicht anders – und kein andrer sein;
Will, was ich bin, gewahr bewähren,
Nichts scheiden mehr aus meinem Sein.

Will nicht heraus, will nichts bekriegen,
Nur still bekennen, dass ich rein;
Nichts überwinden, nichts besiegen,
Bloß sein als Sein – und überein.

Ich kann das Nu nicht mehr betrügen,
Mir ist kein Name mehr gemein;
Der Stille wird sich alles fügen,
Ist sie doch einzig – und allein.

Das Wahre wird das Wahre führen,
Dem Ja entgegnet sich kein Nein;
Ich werde dich als Du berühren,
Und doch – ist weder dein noch mein.

(Henning Sabo)

Tincan – »Leave the keys«

Der Link zum Sonntag:

Aus dem CD-Schränkchen mit Kompilationen fische ich heute eine mit Namen »We love Afrobeat«. Zum Thema Afrobeat gäbe es eigentlich eine Menge zu sagen, aber dazu werde ich demnächst sicher mehr Zeit und Notwendigkeit haben, denn mit Afrodizz und Antibalas finden sich bei den CDs einzelner Gruppen und Interpreten unter A gleich zwei schwergewichtige Vertreter dieser Musikrichtung.

Hier und heute von der genannten Kompilations-CD erst einmal der Titel »Leave the keys« der schwedischen Gruppe »Tincan«:

Tincan – »Leave the keys«

»Sayat Nova« – Lieder aus Armenien

Der Link zum Sonntag:

Heute wandere ich ein Land weiter auf meiner Landkarte der Folklore, ich bin noch immer beim Buchstaben A und komme so nach Armenien. Auch dies ein musikalisch reiches Land und, wie so viele Länder des europäischen Ostens, eines des Gesangs.

Armenische Musik, armenischer Gesang, da fällt vor allem ein Name (ein), der von Sayat Nova (»König des Gesangs«), 1712 in Tiflis als Harutjun Arutin geboren. Ein realer Mensch, aber zugleich auch eine fast als Heiliger verehrte mythische Figur, ein Symbol musikalischer und nationaler Identifikation, der in Armenien als ideale Verkörperung eines »Aschug« – eines fahrenden Sängers, Dichters und Komponisten – gilt.

Ein Aschug (andere Schreibweisen, je nach Region:,Aşiq, Aşik, Aşyg, Ashyq, Ashoog) war (und ist) ein bei den Turkvölkern und in den Ländern des Kaukasus (vor allem in Armenien, Georgien, Aserbaidschan, Kirgisien, Turkmenien, Türkei) hochgeachteter Geschichtenerzähler und Volksliedsänger, der oft auch eigene Lieder verfasste und komponierte, in denen er vor allem zu sozialen und politischen Problemen Stellung nahm oder sehnsuchtvoll die Liebe besang. Der Name Aschug geht denn auch auf die arabische Bezeichnung für »der Liebende« zurück.

Diese fahrenden Sänger, die ihre Lieder meist auf einem lautenähnlichen Saiteninstrument begleiteten, hatten oft die Funktion eines Bewahrers und Vermittlers der Tradition. Sie nahmen eine besondere Stellung ein und nicht selten wurden ihnen magische Fähigkeiten nachgesagt. Sayat Nova, der Lieder sowohl in armenischer, aserbaidschanischer und georgischer Sprache verfasst hat, nahm und nimmt innerhalb der Aschug noch einmal eine herausragende Sonderstellung ein, und seine Lieder sind immer noch präsent und viel gesungen.

Die Verehrung, die Sayat Nova auch heute noch zuteil wird, lässt sich auch in dieser Sendung erspüren, wohl eine (Live-?)Aufzeichnung einer Veranstaltung vom 20. Oktober 2013 in Moskau, die das armenische(?) Fernsehen zur Feier des 300. Geburtstages von Sayat Nova ausgestrahlt hat. Mehr als 100 Minuten mit Liedern von Sayat Nova, von vielen verschiedenen Künstlern interpretiert; am Anfang wird etwas mehr gesprochen, aber dann folgt fast Lied auf Lied. Ein wunderbare Gelegenheit, sich mit der Musik Sayat Novas und damit auch mit der Gesangstradition Armeniens vertraut zu machen:

»Sayat Nova« – Lieder aus Armenien