Hinein – Hinaus

Hörst die Stille, die ist

Hörst das Atmen, das Du bist

Hörst es schlagen, dein Herz

Hörst das Leise vergehen

Hörst das Laute entstehen

Hörst die Töne erwachen

Hörst die Stimmen erklingen

Hörst die Stille sich suchen
Hörst die Stille sich singen

Hörst die Stimmen verstummen

Hörst die Töne entschlafen

Hörst das Laute vergehen

Hörst das Leise entstehen

Hörst es schlagen, dein Herz

Hörst das Atmen, das Du bist

Hörst die Stille, die ist

(Henning Sabo)

Entnüchterung

Des Bemerkens wert:

In einem Schaufenster lag als Dekoration ein Schild, auf dem stand:

»Nüchtern betrachtet, war es besoffen besser«

Mit der Aussage dieses Satzes kann ich mich zwar nicht identifizieren – aber vielleicht bin ich dafür auch nicht kompetent genug, denn das erste und einzige Mal, dass ich mich (eher aus Neugierde denn aus nichtigem Anlass) besoffen habe, liegt schon Jahrzehnte zurück und noch Jahre bevor mich Wahrheit und Worte besoffen machten –, aber der Wortwitz darin vermag durchaus, mich ein wenig zu berauschen.

Nimm!

Nimm mir den Boden unter den Füßen.
Nimm die Gewissheit aus meinem Herzen.
Nimm mir den Hochmut aus meinem Denken.

Lass nichts bestehen,
Lass mich alles verlieren,
Lass mich gänzlich zerspringen

In das, was ich bin.

Lass mich lieben.
Lass mich lieben.
Lass mich lieben.

(Henning Sabo)

Simone Kermes – »Alto Giove« (Porpora)

Der Link zum Sonntag:

Gewissermaßen mein Rückblick auf das Jahr 2016, dieses Lied hier, das mich in diesem soeben vergangenen Jahr aus vielerlei Gründen immer wieder begleitet hat. Was sich auf seine musikalische Qualität und auf die Interpretation von Simone Kermes bezieht, und darauf, was beides in mir bewegt und auslöst; wovon hier gesungen wird, weiß ich nicht – und ich glaube, ich will es auch nicht wissen.

Auf Simone Kermes bin ich über den Countertenor Philippe Jaroussky aufmerksam geworden, den ich hier vor genau 11 Monaten als Sänger der Live-Aufnahme »Teatro d’Amore« des Ensembles »L’Arpeggiata« vorgestellt habe.

Auf der ersten CD (»Dramma«), die ich mir von Simone Kermes besorgt habe, war auch dieses Stück hier, »Alto Giove« aus der Oper »Polifemo« von Nicola Antonio Porpora (1686-1768). Wie kein zweites hat es mich auf unmittelbare und ganz besondere Weise berührt.

In der Folge habe ich mir dieses (ursprünglich für Kastraten-Stimme geschriebenes) Stück in der Interpretation vieler anderer Sängerinnen und Sänger angehört. Vom bereits genannten Philippe Jaroussky gibt es eine durchaus hörenswerte Interpretation, aber auch die reicht für mich nicht an diese hier heran.

Gerade auch im Vergleich mit anderen Interpretationen ist Simone Kermes Vortrag gänzlich unprätentiös und in keiner Weise manieriert, sondern erzeugt durch seine Unmittelbarkeit und Beseeltheit eine ganz besondere Intimität, Innigkeit und Intensität, die mir immer wieder (von Herz) zu Herzen geht.

Simone Kermes – »Alto Giove« (Porpora)