»Was?!« brüllte der Löwe und ein ungläubiger Zorn zog über sein Gesicht, »Was glauben die Menschen?« »Die Menschen glauben«, wiederholte der Adler gelangweilt, dabei sorgfältig seine Krallen putzend, »Sie glauben, dass sie Gottes Ebenbild sind.«
Der Löwe sah ihn lange Zeit mit sehr, sehr nachdenklichen Augen an, die Falten auf seiner Stirn wellten auf und nieder, schließlich verfinsterte sich sein Gesicht zu einem breiten Grinsen und er begann zu lachen.
Nie zuvor hatte man ihn so lachen gesehen – er ließ sich rückwärts fallen, wälzte und kugelte sich auf dem Boden, hielt sich den dicken Bauch und wie ein Bach kullerten die Tränen aus seinen Augen.
Nie zuvor hatte man ihn so lachen hören – er lachte nicht nur aus vollem Halse, nicht nur aus voller Lunge, er lachte aus vollem Bauche, ja, er brüllte vor Lachen und: er hörte nicht wieder auf.
Er lachte so laut und ausgiebig, dass schließlich alle Tiere, eins nach dem anderen, rund um die ganze Erde, mit in sein Lachen einfielen; und der Planet erschütterte und bebte in diesem großen gewaltigen Gelächter, und selbst der Seestern am Grunde des tiefen, tiefen Meeres zuckte vor Vergnügen.
Am ausgelassensten aber lachte der kleine Floh am linken oberen Ohrzipfel des Löwen – aber niemand hörte ihn. Nicht einmal der große Löwe selbst.

(Henning Sabo)

Unter den vielen anderen Wesen, die da lebten, gerade geboren wurden oder gerade starben, da waren auf der großen Wiese auch diese drei: eine Laus, eine Maus und ein Mensch namens Klaus.
Die Maus blickte auf die Laus, der Mensch namens Klaus blickte auf die Maus, die Laus aber blickte nur geradeaus. Das hieß: in den weiten Himmel hinauf, denn sie saß auf einem Grashalm auf; der wuchs ganz gerade aus dem Boden und zeigte, ganz genau, nach oben.
»Wie kann es nur sein«, sprach auf einmal die Maus, »dass ein Tier ist, so gering und so klein wie diese Laus?« Sie schüttelte den Kopf, machte ein nachdenkliches Gesicht und sagte: »Ich verstehe das nicht. Ich verstehe das nicht.«
»Ich schon. Ich schon.«, sinnierte, mit spöttischem Ton, der Mensch namens Klaus und machte sich lustig über die Dummheit der Maus. Dachte bei sich: »Wie blind ist es doch, so ein Tier – sieht es mich denn, groß wie ich bin, nicht sitzen hier? Ist doch die Maus für mich nur ebenso klein, wie die Laus für die Maus wird sein.«
Und die am Halme noch hing, die winzige Laus, auch sie hatte was zu verstehen, denn aus dem großen Himmel heraus, da hatte sie ein Lächeln gesehen. Sie nahm es so hin und nahm es als Glück und lachte aus ganzem Herzen zurück.

(Henning Sabo)