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Heute eines der wohl ungewöhnlichsten Werke der Musikgeschichte, das Stück »Vexations« von Erik Satie (1866-1925), einem meiner Lieblings-Komponisten.
Bei »Vexations« (Französisch, etwa: »Quälereien«) handelt sich um eines der ersten Beispiele für ein repetitives Arrangement sowie für Atonalität in der Kunstmusik. Es wird allgemein als eines der längsten Stücke der Musikgeschichte überhaupt angesehen, obwohl die Partitur nur aus einer einzigen Seite besteht.
Das Stück gehört wahrscheinlich zu Saties Werkreihe »Pages Mystique«, auch wenn dies nicht gesichert ist. Es wurde vermutlich 1893 komponiert und besteht aus einem Thema und zwei Variationen.
Zur Art und Weise der Aufführung gab Satie den eigenwilligen Rat: »Um dieses Motiv achthundertvierzigmal zu spielen, wird es gut sein, sich darauf vorzubereiten, und zwar in größter Stille, mit ernster Regungslosigkeit.«
Da kaum Hinweise auf die Entstehungsgeschichte des Werks existieren und Satie es auch nie in seinen (erhaltenen) Briefen erwähnte, ist die musikalische Einordnung bis heute umstritten, es wird bisweilen auch als musikalischer Scherz des Komponisten bezeichnet. Dennoch zählt es wegen seiner Ungewöhnlichkeit zu den bekanntesten Werken Saties.
Ich kann nur empfehlen, einmal dieses Experiment zu wagen und sich diesem Stück mit seinen ständigen Wiederholungen so lange wie möglich auszusetzen. Es wird alles hervorbringen, was in einem ist und einen an einen Ort bringen, der jenseits von Raum und Zeit ist. Also: Mach es dir bequem, schließe die Augen, entspanne dich und höre nicht zu – sondern lausche einfach.
Sehr interessant auch, wie sich das Spielen dieses Stücks für den Interpreten anfühlt und was es »mit ihm macht«. Sehr schön nachzulesen in diesem Interview von Reinhard Kopiez mit dem Pianisten Armin Fuchs, der »Vexations« schon mehrmals solo nonstop aufgeführt und dafür jeweils bis zu 28 Stunden gebraucht hat:
Armin Fuchs zum Spielen von Erik Saties »Vexations«