Compagnie Käfig (Mourad Merzouki) – »Vertikal«

Der Link zum Sonntag:

Ich bin alles andere als ein »Theatergänger«, und ich interessierte mich auch nie wirklich fürs Tanztheater. Dem Ballett konnte und kann ich rein gar nichts Ästhetisches abgewinnen, dem Modernen Tanz gelegentlich schon, empfinde ihn aber zumeist – das mag etwas seltsam klingen – als zu verkopft und zu angestrengt.

Doch nachdem ich zufällig den Bericht »Vertikal – Mourad Merzoukis Tanz gegen die Schwerkraft« gesehen hatte, stand für mich fest, dass ich dieses Werk unbedingt live sehen musste. Diesem Impuls folgend recherchierte ich im Internet, fand heraus, dass es ein paar Tage später die offenbar erst einmal letzte Möglichkeit gab, dieses Stück in Deutschland zu sehen, und es gelang mir, tatsächlich eine der letzten Karten für diese Vorstellung zu bekommen.

Fünf Tänzer und fünf Tänzerinnen, die in immer neuen Konstellationen (zu zehnt, neunt, acht, sechst, viert, zu dreien, zweien oder allein) die Bühne beleben, dazu fünf hohe, verschiebbare Wände, in denen sie immer wieder verschwinden oder aus diesen hervorkommen, sie besteigen, betanzen und umschwingen – denn, das ist die Besonderheit in diesem Stück, die Tänzer sind zuweilen »irgendwo da oben« mit Seilen oder Gummibändern gesichert und so in der Lage, übergangslos und »traumwandlerisch« vom Boden abzuheben, über diesem zu schweben und sich mühelos der Schwerkraft zu entheben.

All das in ineinander übergehenden Bildern und Szenen, die andeuten, ausspielen, Raum einnehmen, Raum lassen, immer wieder Neues entwerfen und variieren, dabei nie zu reinen Selbstdarstellungen und bloßen Sensationsnummern werden, sondern das menschliche Sein in wunderbaren Gesten und Bewegungen einfangen und ausdrücken – und das nonstop in 70 Minuten.

70 Minuten, und in diesen habe ich fast durchgehend »Rotz und Wasser geheult«, überwältigt von Schönheit und Intensität, Poesie und Schwerelosigkeit. Unglaublich kraftvoll, wunderbar phantastisch und immens berührend! Gewiss eine der schönsten menschlichen Schöpfungen, die ich in meinem Leben gesehen habe und erleben durfte. Meinen herzlichsten Dank an Mourad Merzoukis wunderbare Idee und Choreographie und sein tolles Ensemble, und natürlich auch an Armand Amar für die adäquate Musik.

»Vertikal – Mourad Merzoukis Tanz gegen die Schwerkraft« (Film, 45 Minuten)

Ein Gedanke zu “Compagnie Käfig (Mourad Merzouki) – »Vertikal«

  1. Josef Schütz sagt:

    Ja dieser Tanz unterstützt mit Seilen gibt der Aufführung eine neue Dimension und Leichtigkeit.
    Ich kann aber auch anderen Balletttänzen einiges „abgewinnen“. Mich fasziniert immer wieder die Bewegungsvielfalt des menschlichen Körpers und ich kann fast selbst in meinem Körper die Bewegungen der Tänzer mitverspüren.
    Am meisten hat mich bisher eine Paar-Choreografie in einer Zirkusshow, die jährlich aus Monaco übertragen wird, fasziniert. Leider habe ich mir die Darsteller nicht gemerkt. Es war ein faszinierendes Miteinander der beiden Körper voller Harmonie und – von mir – noch nie gesehener Bewegungsmuster.

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