Aussiedlerkrebs

Den Häusern zu weit, den Grenzen zu wund
Zu leicht dem Verfallen, zu unruhig dem Grund

Der Schlamm entdeckt den Himmel nicht
Den müden Augen sehnt nach Licht
Verlassen auch die letzten Schalen
Der Krebs steigt auf nun unter Qualen
Er dreht in Kreisen höher sich
Schwimmt frei und wird zum Fisch

Die Zangen üben, Flügeln gleich
Zu fliegen schon, sind, federnd, weich

(Henning Sabo)

Frei zu sein in dieser Zeit,
Die für die Freiheit nicht bereit,
Die nach ihr sehnt und nach ihr schreit,
Doch wo sie wird, sich ihr entzweit –
Freund, wie könnte frei zu sein
Ich jetzt dich lehren?
Wenn du es ganz bezeugst –
Wie könntest du es je verlieren?

Frei zu sein in dieser Welt,
Die Freiheit nur gefangen hält,
Die sich vor sie und nach ihr stellt,
Doch wo sie wahr, sie wütend fällt –
Freund, wie könnte ich
Dein Freisein hier dir mehren?
Wenn du es wirklich willst –
Wer könnte es dir je verwehren?

Frei zu sein hier unter diesen Menschen,
Die um die Freiheit sich bekämpfen,
Die sie lieben, sie bedrängen,
Doch wo sie wächst, sich von ihr trennen –
Freund, wie könnte ich
Dir diese Freiheit garantieren?
Wenn du sie bist –
Kann nichts sie je zerstören!

(Henning Sabo)