Was Form war,
Ist wieder flüssig nur.
Am frühen Morgen,
Ich bin wach und erwacht,
Warte ich auf das Weckerklingeln –
Doch es will nicht erklingen.
Schließlich stehe ich auf,
Mache ihn aus –
Und lege mich wieder schlafen.
Doch er kam mir abhanden,
Wie auch ich mir mir selbst.
Wahrheit
Ist nich die mehrheitsfähigste,
Nicht die außergewöhnlichste,
Nicht die plausibelste,
Nicht die logischste,
Nicht die geheimnisvollste,
Nicht die abgeklärteste,
Nicht die simpelste,
Nicht die profundeste,
Nicht die vernünftigste,
Nicht die esoterischste,
Nicht die höchste,
Nicht die tiefste,
Nicht die mitfühlendste,
Nicht die richtendste,
Nicht die gerechteste,
Nicht die wohlwollendste,
Nicht die beste,
Nicht die allerbeste
Aller Vorstellungen.
Wahrheit
Ist das Nichtvorhandensein
Jeglicher Vorstellung.
Da liegt er nun –
Direkt vor meinen Augen!
Ein Schatz aus meinen alten
Und eben noch präsenten Zeiten!
Erfreut, erstaunt, will ich ihn heben,
Ein neues Mal ihn zu beleben;
Doch dann hält es mich inne,
Ein andrer Sinn ergreift die Sinne –
Und ich vermag und will nicht mehr.
Es fällt, und fällt noch nicht mal schwer:
Er liegt zwar vor, doch dennoch hinter mir,
Gewahr mir noch, doch weder wahr noch hier.
Ich nehme mich nicht seiner an,
Ich nehme nicht mal Abschied von;
Da ist kein Halten, kein Erhalten,
Nichts Neues wird, nichts bleibt beim Alten.
Ist nicht Vergehen noch Vergangen,
Ist Wehmut nicht, noch ist Verlangen;
Führt her nicht Weg, führt fort nicht Zeit:
Nichts als ein Augenblick aus Ewigkeit!
Dies ist der wahre Schatz, den niemand kennt,
Den die Idee nicht fasst, das Wort nicht nennt.
Er selbst weiß von sich selbst ja nicht,
Er spiegelt lächelnd Licht im Licht.
Der Link zum Sonntag:
Seit zwei Tagen schwirren mir – abwechselnd oder gar ineinander verspielt – zwei Lieder im Kopf herum. Ich habe beide schon länger nicht mehr irgendwo gehört, kann mir also nicht erklären, warum sie mir jetzt nicht aus dem Sinn gehen und warum sie mir zusammen in den Sinn kommen. Sind sie doch gänzlich unterschiedlich und haben keinen ersichtlichen Zusammenhang. Sie stammen auch aus ganz anderen Zeiten, seltsam ebenso vielleicht, dass das eine 1943 entstanden ist, das andere 1983, und ich mich jetzt im Jahre 2023 ihrer erinnere, womit wir einen Rhythmus von jeweils 40 Jahren hätten …
Wie auch immer, da sie sich mir beide jetzt zu Gehör bringen, werde ich sie hier nun auch beide zu Gehör bringen. Das erste, »La Mer«, stammt von Charles Trenet und ist einer der Klassiker des französischen Chansons, das zweite, »Pipeline« (vom Album »Construction Time Again«) von Depeche Mode, ist ein Klassiker moderner gesampleter elektronischer Popmusik.
Wohin geht er, der Blick?
Er ruht ganz in sich.
Sinkt nach innen –
Immer tiefer: in sich.
Schaut endlose Weite:
Einzig dies Eine.
Wohin geht er, der Blick?
Er ruht ganz in sich.
Wir sitzen nicht
Auf dem sterbenden Ast.
Wir sitzen auf diesem uralten Baum,
Voll von Knospen und Blüten,
Voll von Blättern und Früchten,
Verwoben mit allem Lebendigen,
Ein Stamm aus gewachsenem Leben,
Wurzelnd im ewigen Sein.
Wir sitzen auf eben diesem Baum,
Wir, ein sterbender Ast.