Nachdem mich das Thema »Internetseite« schon jahrelang beschäftigt hatte, habe ich es Mitte letzten Jahres aufgegeben, zu versuchen, mir selbst das nötige Wissen anzulesen und anzueignen. Eine Internetseite vom konzeptionellen Erdenken ins konkrete Erscheinen zu bringen, das erfordert ein immenses, immer tieferes und stets aktuelles Beherrschen von diversen »Sprachen«, logischen (das machte mir Freude) und auch technischen (das machte mir Mühe); letztlich doch zu vielschichtig und zeitaufwendig, um es in mein Leben integrieren zu können. Gleichzeitig jedoch war ich gewiss und entschieden, dass meine Internetseite 2013 zur Welt kommen würde, ohne dass ich die geringste Vorstellung davon hatte, wie ich das verwirklichen könnte. Dafür brauchte ich ja nicht nur einen Experten, sondern auch einen mit ähnlichen »Wellenlängen«, mit der gleichen Gewissenhaftigkeit und Hingabe im Tun, und zudem bereit, in Raten bezahlt zu werden. Ein solcher war bis dahin nicht abzusehen.
Die ErLösung geschah, wie so oft in meinem Leben, auf wundersamen, nicht vorhersehbaren Wegen. Unser Programm-Kino zeigte eine kleine Reihe mit israelischen Filmen; zwei davon sah ich mir an, die mich sehr berührten*. Gleichzeitig erfuhr ich zufällig (ich besitze ja weder Zeitung noch Fernsehgerät) von Raketenabschüssen auf Tel Aviv. Das erinnerte mich, dass mein Freund Thomas (mit seiner israelischen Frau) irgendwo bei Tel Aviv lebte und ich nun schon länger nichts mehr von ihm gehört hatte. Also schrieb ich ihm und erkundigte mich nach seinem Befinden. Nach fast einem Monat erhielt ich im November seine Antwort, in der er ausführlich sein jetziges Dasein beschrieb, seine Widrigkeiten wie seine Schönheiten. Er sprach von den Freuden, mit seinem fünfzehn Monate altem Sohn zusammen zu sein und diesem viel Aufmerksamkeit und Zeit schenken zu können – was ihm seine neue Tätigkeit als selbstständiger Webdesigner** ermöglichte. Kaum hatte ich diese nur kurze Anmerkung gelesen, war mir klar: ich hatte den »Übersetzer« meiner Internetseite gefunden. Ich schätzte Thomas’ menschliche Qualitäten, und es stand für mich sofort außer Zweifel, dass wir unser kreatives Arbeiten ebenso schätzen wie uns darin gut ergänzen würden. Und es brauchte lediglich zwei weitere E-Mails, das zu bestätigen und zur Gewissheit zu machen.
Tatsächlich jetzt 2013 und gleich am ersten Tag dieses neuen Jahres – also an jenem Tag, an dem die meisten Vorsätze des letzten Tages des alten Jahres meist schon hinfällig sind, hinter uns liegen und nicht mehr aufgegriffen werden – die Arbeit an meiner Internetseite ganz konkret zu beginnen, das nehme ich als Bekräftigung und als ein gutes Omen.
* der Spielfilm »Ein Sommer in Haifa« (»Paam Hayiti«) von Avi Nesher und der Dokumentarfilm »Die Wohnung« von Arnon Goldfinger
** die deutschsprachige Seite von »SimplyWebit«