Der Link zum Sonntag:
Heute greife ich wieder in meinen CD-Schrank. Dort steht, noch vor der CD »Dehesario« von Acetre, die ich vor 3 Wochen hier vorgestellt habe, eine CD von Abaji. Von dessen CD habe ich zwar nichts im Netz gefunden, dafür bin ich auf zwei Ausschnitte aus einem Live-Konzert von Abaji gestoßen, ganz wunderbare Beispiel für die Präsenz seiner Person und die Lebendigkeit seiner Musik.
Abajis Vater war Grieche, seine Mutter Türkin, geboren und aufgewachsen ist er im Libanon. In seiner Familie und deren Umfeld wurde Französisch gesprochen, was ihm sehr zugute kam, als er mit 17 Jahren nach Frankreich fliehen musste. Mit dieser Vita muss man wohl »Weltmusiker« werden.
Dazu passt auch, dass die beiden Konzert-Ausschnitte aus Peking stammen; vielleicht, so ließe sich vermuten, wurden sie dort im Rahmen einer französischen Kulturveranstaltung aufgenommen. Abaji wird oft als »Nomade des Blues« bezeichnet, warum, das lässt sich hier gut nach- und mitempfinden:
Für mich etwas unverständlich, warum beim ersten Ausschnitt dieser Aufnahme so viele Stimmen im Hintergrund zu hören sind von Menschen, die sich offenbar unterhalten, statt der Darbietung Abajis beizuwohnen; eigentlich müsste die Hingabe, mit der er zu Werke geht, auch von einer gleichen Hingabe seiner Zuhörer erwidert werden. Im zweiten Ausschnitt ist dieses Überspringen der Präsenz bei einem Teil der nun bereits mitwirkenden Zuschauer schon deutlich zu spüren, im sehr kurzen vierten ist es wirklich ein gemeinsames Konzert geworden.
Im folgenden Teil der Aufnahme bringen die kurze Ausschnitte zu Anfang ein wenig der Vielfältigkeit der Ausdrucksmittel Abajis zu Gehör, während der folgende längere Teil ein wunderbares Beispiel sowohl für die von innen nach außen wirkende Präsenz eines Künstlers wie für die Kommunikation eines Musikers mit sich selbst und seinem Publikum ist.