Melancholikers Ende

Nimm mich aus diesen lichten Weiten,

Lass mich noch einmal eng verzweifelt sein

Und ohne Hoffnung durch die Hölle gleiten,

Und lass nicht enden Not noch Pein!

Wie möcht’ ich die Gewissheit meiden,

Dass auch in tiefster Nacht ich nie allein,
Dass mich durch alle Qual und Leiden

Ein Weg doch führt unendlich heim.

Du weißt nicht, wem sich diese Wunder zeigen,

Wen du durchtränkst mit dieser Quelle rein.

Ist einer, dem die Schatten bleiben,

Der finstert noch der Sonn Schein!

Ein Fremdling den Glückseligkeiten,

Wird er der Gnade auch ein Flücht’ger sein,

Wird blind aus dieser Güte schreiten

Und sinnlos schleifen seinen schweren Stein.

Er wird sich seinen Schmerz erstreiten,

Er wird sich wund und Wunden schrei’n,

Wird rauschend tiefer sich in Trauer reiten

Und allem Glücke trotzen: Nein-nein-nein!

Gestillt sind alle Bitterkeiten,

Gesüßt ist meiner Tränen Wein;

Doch ohne Not- und Schwermutszeiten,

Wie soll ich da geborgen sein?

Wohin die Launen mich auch treiben,

Ich ankere im Stille-Sein;

So lausche ich des Elends Schweigen,

Und selbst der Schmerz verliert den Heil’genschein.

(Henning Sabo)


Und wenn ich euch sage: Ich glaube!

Nicht an Dies, nicht an Das
Nicht an Gott, nicht an seine Nicht-Existenz

Nicht an die Hoffnung, nicht an den Tod

Ich sage: Ich glaube! Und damit genug
Nicht an ein Ziel, nicht an ein Ende

Nicht an den Ursprung, nicht an den Anfang

Ich sage: Ich glaube! Das ist mir genug

Nicht an Beweise, nicht an Gegenbeweise

Nicht an das Lehren, nicht an das Lernen

Nicht an Bestimmung noch an Befreiung

Und wenn ich euch sage: Ich glaube!

Dann fragt ihr: An was? und: An wen?

Könnt ihr nicht hören, nicht spüren?

Könnt ihr nicht sehen?
Und wenn ich euch sage: Ich glaube!

Könnt ihr nicht glauben?

Glaubt ihr mir nicht?

Ich weiß

Und spreche:

Nichts

(Henning Sabo)