Ein letztes
Sammeln der Blätter
Dann bleib ich
Alleine, im Winter
Ein wurzelnder Baum
Thema: Freiheit
Die Hecke schert sich nicht
Der Menschen engen Grenzen
Sie wächst aus allen Enden
Ganz frei empor zum Licht
Ja, der Eremit
Ist niemand nutze
Nicht dem Krieger
Nicht dem Herrn
Unbedeutend ist er
Kaum zu spüren
So wie die Wolken
So wie der Wind
So wie das Meer
Ich mag dich
Und ich mag mich
Aber am liebsten
Mag ich uns beide
Wärst du doch, Falter, mir einmal zu fassen
Berührt, ach, nimmer würd’ ich dich lassen
Wär’ eine Wiese, meine Farben zu fassen
Dich würd’ ich darin schlummern lassen
Wäre ein Himmel, meine Träume zu fassen
Dich würd’ ich überallhin fliegen lassen
Wäre ein Nektar, meine Liebe zu fassen
Dich würd’ ich immer von trinken lassen
Kann doch das Gaukeln und Taumeln nicht lassen
Alle Buntheit der Welt muss mein Staunen erfassen
Kann doch das Suchen und Tändeln nicht lassen
Verfall wird mich fangen und Starre mich fassen
Kann doch nur zittern, muss doch verlassen
Nektar der Heimat, werd’ je ich dich fassen?
Kann ja auch fliegen, mich zu dir zu lassen:
Blume im Wind, darfst enger mich fassen!
Und wenn ich euch sage: Ich glaube!
Nicht an Dies, nicht an Das
Nicht an Gott, nicht an seine Nicht-Existenz
Nicht an die Hoffnung, nicht an den Tod
Ich sage: Ich glaube! Und damit genug
Nicht an ein Ziel, nicht an ein Ende
Nicht an den Ursprung, nicht an den Anfang
Ich sage: Ich glaube! Das ist mir genug
Nicht an Beweise, nicht an Gegenbeweise
Nicht an das Lehren, nicht an das Lernen
Nicht an Bestimmung noch an Befreiung
Und wenn ich euch sage: Ich glaube!
Dann fragt ihr: An was? und: An wen?
Könnt ihr nicht hören, nicht spüren?
Könnt ihr nicht sehen?
Und wenn ich euch sage: Ich glaube!
Könnt ihr nicht glauben?
Glaubt ihr mir nicht?
Ich weiß
Und spreche:
Nichts
Der Winter friert des letzten Blattes zähen Saft
Aus seinen welken Adern flieht des Daseins Kraft
Doch lassend nicht, sträubt zitternd es sich an den Ast
Den seine Sehnsucht flieht, doch seine Angst erfasst
Wie war im Sommer ihm so heiß, zu fliegen
Sich in den hellen Himmeln auf zu heben
In lichten Lüften leicht zu schweben
So eingelöst dem weiten Wiegen
Doch fiel im Herbst schwer Blatt um Blatt
Aus seiner Träume Krone ab
Fiel traurig, tief und schwach und matt
Zu dunkler Erde kaltem Grab
Der letzten Hoffnung aufgegeben
Löst nun sich aus des Baumes Leben
Das Blatt; fällt heim des Frühlings zartem Weben
Dem Falter wachsen Flügel – frei nun, frei zu schweben
Aufmerksamkeit
Ersetzt
Jede Regel
Frei zu sein in dieser Zeit,
Die für die Freiheit nicht bereit,
Die nach ihr sehnt und nach ihr schreit,
Doch wo sie wird, sich ihr entzweit –
Freund, wie könnte frei zu sein
Ich jetzt dich lehren?
Wenn du es ganz bezeugst –
Wie könntest du es je verlieren?
Frei zu sein in dieser Welt,
Die Freiheit nur gefangen hält,
Die sich vor sie und nach ihr stellt,
Doch wo sie wahr, sie wütend fällt –
Freund, wie könnte ich
Dein Freisein hier dir mehren?
Wenn du es wirklich willst –
Wer könnte es dir je verwehren?
Frei zu sein hier unter diesen Menschen,
Die um die Freiheit sich bekämpfen,
Die sie lieben, sie bedrängen,
Doch wo sie wächst, sich von ihr trennen –
Freund, wie könnte ich
Dir diese Freiheit garantieren?
Wenn du sie bist –
Kann nichts sie je zerstören!