Simeon ten Holt – »Palimpsest«

Der Link zum Sonntag:

Vom 2012 gestorbenen Niederländer Simeon ten Holt habe ich hier schon einmal ein Werk vorgestellt, sein wohl bekanntestes: »Canto Ostinato« (1976 bis 1979), eine Komposition für mehrere Klaviere.

Heute erklingt hier seine 1990 bis 1993 entstandene Komposition »Palimpsest«, ein Werk für Streich-Septett. Palimpsest, ein Begriff aus der Handschriftenkunde, bezeichnet ein wiederbeschriebenes Papyrus, dessen ursprünglicher Text entfernt wurde und nur noch in Spuren und Fragmenten unter dem neuen Text sichtbar ist. Heute wird der Begriff oft metaphorisch gebraucht für einen Text, der »unter« dem lesbaren noch einen zweiten, marginalisierten und weitgehend getilgten Text enthält, der als Sub- oder Metatext verstanden werden kann und so den eigentlichen Text kommentiert oder erweitert.

Simeon ten Holt – »Palimpsest« (für 7 Streicher)

Glücklich schätzen

Wir werden uns immer wieder treffen an so einem Punkt, den der Eine mit wenigen Schritten erreicht haben wird, während der Andere dafür hundert Kilometer zurücklegen muss.

Dem Einen wird es vielleicht missfallen, dass der Andere erst auf den letzten Drücker zum Treffen erscheint. »Und wie der wieder aussieht, verschmutzt und verschwitzt, so, als hätte er eine große Wanderung hinter sich gebracht! Zumindest ein bisschen Deo hätte er anlegen können!« Und auch das wird dem Einen wohl sauer aufstoßen, dass der Andere so eine großartige Sache daraus macht, dass er überhaupt gekommen ist. Als wäre das nicht schlicht selbstverständlich und schließlich gar nichts besonderes. »Manche Menschen brauchen eben die große Show und das Gefühl, im Mittelpunkt zu stehen!«

Dem Anderen dagegen wird vielleicht auffallen, wie gereizt und ungeduldig der Eine ist. »Und wie hochnäsig der mich behandelt! Kein Wort des Dankes oder der Anerkennung, dass ich es noch rechtzeitig geschafft habe! Und die Strapazen, die ich dafür auf mich genommen, die Gefahren, die ich durchgestanden habe! Der tut ja gerade so, als wären es nur ein paar Schritte bis hierher!« Und so mag es dem Anderen erscheinen, als würde der Eine ihn bewusst ignorieren und ihn gar nicht recht wahrnehmen. »Manche Menschen halten sich eben für etwas Besonderes und glauben, andere beurteilen zu dürfen!«

Je nachdem, zu welchen Themen wir uns treffen, werden wir manchmal der Eine, manchmal der Andere sein. Wir werden uns ungerecht behandelt fühlen – und wir werden ungerecht behandeln.

Vielleicht täte ein wenig Respekt ganz gut. Eine Würdigung des Menschen als Mensch. Eine Anerkennung des Weges, den jeder gegangen ist, der Überwindungen, die jeder auf sich genommen hat. Ein wenig Liebe dafür, dass wir jetzt da sind. Und ein wenig Zärtlichkeit dafür, dass wir so sind, wie wir sind.

Dann wäre es gleich, ob wir als der Eine oder als der Andere erscheinen. In jedem Fall: wir könnten uns glücklich schätzen.

(Henning Sabo)

Mulatu Astatke – »Inspiration Information«

Der Link zum Sonntag:

Ich habe ja schon mal auf die wunderbare »Pop-Musik« aus Äthiopien, speziell die aus den 70er Jahren hingewiesen und werde das an dieser Stelle in Zukunft gewiss noch des öfteren tun.

Heute möchte ich eine CD des 1943 geborenen Mulatu Astatke vorstellen. Für mich ein bekannter Name, seit Ende der 90er Jahre auf dem französischen Buda-Label die schöne CD-Reihe »Éthiopiques« erschienen ist, in der wunderbare Aufnahmen aus der Blütezeit dieser Musik (ca. 1969 bis 1978) zu hören sind. Allgemein gilt Mulatu Astatke als »Vater des Ethiojazz«, seine ersten Veröffentlichungen stammen aus dem Jahr 1966.

Mit der Londoner Band »The Heliocentrics« (Infos in Englisch) hat er 2009 die hier vorgestellte CD »Inspiration Information« eingespielt. Darin nimmt er seine bekannten Themen noch einmal auf, sehr entspannt, immer mal wieder gebrochen, um Neues ergänzt und mit anderen Rhythmen versehen. Verlangt ein offenes Ohr und ein offenes Herz und ist eher nichts zum eben mal Nebenbeihören. Mir gefällt der an »frühere Zeiten« erinnernde Titel »Dèwèl« (ca. 39.20) am besten.

Mulatu Astatke & The Heliocentrics – »Inspiration Information«

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(Henning Sabo)