Philippe Hersant – Werke für Fagott (Basson)

Der Link zum Sonntag:

Das Fagott ist ein sehr spezielles Instrument, und nur wenige Komponisten haben ihm eigene Werke gewidmet, in denen es sich in kleinem Ensemble oder gar solo auszeichnen darf. Der 1948 geborene französische Komponist Philippe Hersant (Infos in Französisch) hat dem Fagott gleich mehrere Kompositionen »zugeschrieben«, zwei davon möchte ich hier vorstellen.

Zuerst ein Werk für Solo-Fagott, »Niggun«, und dann die Komposition »8 Duos pour Alto et Basson«. Beide hier zu sehen in einer Live-Aufnahme von 2014, bei der Philippe Hersant jeweils selbst zuvor eine kurze Einführung in das Stück gibt.

Philippe Hersant – »Niggun«

Philippe Hersant – »8 Duos pour Alto et Basson«

Aufzeit

Der Eine zwingt mit Gewalt
Die Ebbe zur Flut.
So regiert er die Welt,
Die er zerstört.

Der Andre erschaut und erforscht
Die Erde, den Himmel, die Sonne, den Mond.
So versteht er die Welt und weiß, was er tut,
Wenn auch er sie bekriegt.

Du, der Du nichts zwingst und der Du nichts weißt,
Der Du bloß lebst und einfach nur bist,
Spürst in deinem Herzen,
Auf einmal, diesen Impuls.

Dann ist es Zeit.
Du brichst auf.
Und Du liebst.

(Henning Sabo)

Aussaat

Wie er sie schleudert, der Tag,
Die berauschten Momente –
Voll Schönheit, voll Soheit, voll Stille,
In jedwede Szene, in jede Sekunde,
Als hätte er ihrer mehr als genug …

Wie er sie schüttet, der Tag,
Die belebten Momente –
Voll der Liebe, des Leuchtens, der Leere,
In jegliche Stimmung, in jetzt eben diese,
Als flössen sie ewiglich nach …

Wie er sie aussät, der Tag!

(Henning Sabo)

Sich zeigen

Ich schaue das Wasser, das Strömen –
Und da ist kein Verschweigen

Ich schaue den Himmel, die Wolken –
Und da ist kein Verschweigen

Ich schaue die Vögel, die Blumen –
Und da ist kein Verschweigen

Ich schaue mein Herz, sein Gewahren –
Und da ist kein Verschweigen

(Henning Sabo)

Adamo – »Die alte Dame, der Sänger und die Spatzen«

Der Link zum Sonntag:

Vor kurzem habe ich in einem Gespräch davon gesprochen, dass viele unserer sogenannten Persönlichkeits-Merkmale nichts anderes sind als Gewohnheiten, die wir einmal angenommen haben, die wir immer wieder »behaupten« und begründen und mit bestimmten Vorstellungen und »Anbindungen« begleiten und untermauern, sodass sie uns als feste und unverzichtbare Eigenheiten unserer selbst erscheinen, sie aber eben nichts als Angewohnheiten sind, austauschbar und jederzeit durch andere zu ersetzen – denen wir dann ebenso durch bestimmte Vorgaben und Vornahmen das Attribut eines Persönlichkeit-Merkmals andichten werden.

Wohl irgendwie im Nachklang dazu ist mir aus sehr tiefer Vergangenheit ein Lied ins Bewusstsein gekommen, in dem es auch um diese »Fähigkeit« des Menschen geht, sich Gewohnheiten, Situationen und Geschehnisse immer wieder so »zurecht« zu fügen, dass sie seinen Bildern und Ansprüchen entsprechen.

Das ist der Aspekt, der sich in diesem Lied durch das Verhalten der »alten Dame« ausdrückt, vordergründig geht es allerdings um die Verantwortung eines Sängers ihr gegenüber, der sie für seine Werbezwecke benutzt und ihr so ihre lang gehegte Illusion nimmt.

Dieses Lied, das mir spontan in den Sinn gekommen ist und das ich also gesucht und gefunden habe, möchte ich nun hier vorstellen. Komponiert und gesungen wurde es bereits 1972 vom italienisch-belgischen Sänger (Salvatore) Adamo, und es hat den Titel »Die alte Dame, der Sänger und die Spatzen«.

Für mich ist es nach wie vor eines der besten Chansons in deutscher Sprache, wobei es, wie immer bei Adamo, eine Übersetzung eines seiner im Original französischen Chansons ist, »La vieille, l’idole et les oiseaux«.

Hier in einem noch nicht sehr professionellen Werbefilm, also in dem, was man später als »Musikvideo« oder »Videoclip» bezeichnet hätte:

Adamo – »Die alte Dame, der Sänger und die Spatzen«