Musik aus Kirgisistan

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Nach Kasachstan kommt Kirgisistan – und das trifft in diesem Fall nicht nur auf die alphabetische Reihenfolge der Länder in meinem Folklore-CD-Schrank zu, sondern tatsächlich auch auf 1.051 Kilometer der Kasachischen Staatsgrenze Richtung Südosten, eben die hat sie mit Kirgisistan gemeinsam. Mit den politischen Beziehungen dieser beiden – ehemals als Kasachische SSR und Kirgisische SSR in die Sowjetunion integrierten – Länder steht es derzeit wohl nicht zum Besten, aber darüber weiß ich im Grunde ebenso wenig wie über die Länder selbst. Aus Kirgisistan ist mir immerhin der Schriftsteller Tschingis Aitmatow bekannt, dessen bekanntestes Buch »Dshamilja« in der Tat eine der schönsten (und nicht nur eine solche) Liebesgeschichten der Welt ist.

Das Nationalinstrument ist die Komuz, eine bundlose Langhalslaute, das traditionelle Begleitinstrument kirgisischer Epensänger und Schamanen. Wie in Kasachstan, spielt ebenso die Dombra eine große Rolle. Auch die Temir-Komuz (»Eisen-Maultrommel«), ein ja eher unscheinbares Instrument, ist von Bedeutung. Schwierig ist es, Aufnahmen mit traditioneller Musik aus Kirgisistan zu finden, auch hier wird der »Markt« inzwischen von einer Form der Pop-Musik beherrscht, die ebenso gleichförmig wie überall auf der Welt klingt und nur anhand der Sprache und folkloristischer Einfärbungen als kirgisisch erkennbar ist.

Auf zwei Videos möchte ich hier verweisen. Das eine stammt von »Smithsonian Folkways«, Plattenfirma der »Smithsonian Institution«, eine der bedeutendsten staatlichen Forschungseinrichtungen der USA in Washington, die hier einen kurzen Einblick in ihre Veröffentlichung »Mountain Music from Kyrgyzstan« gibt – mit wunderbar weisen Kommentaren der beteiligten Musiker. Das zweite ist eine Abfolge von insgesamt 31 Videos, die Lieder aus Kirgisistan vorstellen, meist mit Naturaufnahmen des Landes kombiniert, z.T. auch als Live-Aufnahmen.

»Mountain Music from Kyrgyzstan«

Traditionelle Musik aus Kirgisistan

Vom Sein befreit

Nichts habe ich von dem geschafft,
Was ich mir eigens vorgenommen;
Nichts Neues in die Welt gebracht,
Nichts Weltbewegendes begonnen.

War nur daheim im Augenblick,
Der sich entfernte aus der Zeit;
Bloß ganz gewahr dem steten Glück,
Zu sein als Sein, vom Sein befreit.

(Henning Sabo)

Wohin es sie legt

Übergebe die Samen
Den Winden, den freien
Sie werden sie legen
Wohin es sie legt

Werden wurzeln und keimen
Verdorren, verfaulen
Und so wird erblühen
Was ihnen blüht

Ich lasse den Frieden
In allem erscheinen
Er wird jedes bergen
Weil nichts ihn verbirgt

(Henning Sabo)

Alles so sein

Ist alles so, wie es ist;
Bin auch ich, wie ich bin.

Geben dem Erscheinen
Wir so viele Namen,
Nehmen dem Einen
Wir scheinbar den Sinn.

Ist alles so, wie es ist;
Bin auch ich, wie ich bin.

Jedes Lärmen wird Ruhen,
Alles Leiden bleibt Frieden;
In sich ruht das Lieben –
Kein Woher, kein Wohin.

Ist alles so, wie es ist;
Bin auch ich, wie ich bin.

(Henning Sabo)

Jonathan Goldstein – »Cyclorama«

Der Link zum Sonntag:

Jonathan Goldstein ist ein in England sehr erfolgreicher Komponist von Kompositionen für Theater-, Film- und Fernsehproduktion, vor allem auch für Werbefilme. 2012 hat er seine erste und bisher einzige CD (»Cyclorama«) mit zwanzig seiner Kompositionen herausgebracht, vor allem solchen, die ursprünglich für das Theater geschrieben wurden. Gespielt werden sie vom Balanascu Quartet unter Mitwirkung des Pianisten James Pearson und der Sopranistin Grace Davidson.

Erfreulicherweise heben sich Goldsteins Kompositionen positiv von denen manch anderer moderner Komponisten ab, deren Werke in vielen Fällen die Belanglosigkeit nicht bloß streifen. Das einzige Manko ist der »Häppchen-Charakter« seiner Kompositionen, alle jeweils nur zwischen einer und vier Minuten lang.

Trotz dieser Kürze habe ich im Internet keines dieser Stücke in voller Länge gefunden, hier immerhin sind alle Titel der CD in Ausschnitten zu hören:

Jonathan Goldstein – »Cyclorama« [Hörproben]