Korsika – Polyphone Gesänge (der Frauen)

Der Link zum Sonntag:

Korsika, das »Gebirge im (Mittel-)Meer«, politisch gesehen ein sehr widersprüchliches Gebilde mit stark nationalistischen Bestrebungen – vor allem in Abgrenzung gegenüber dem Mutterland Frankreich, für das es eine »Gebietskörperschaft mit Sonderstatus« ist.

Musikalisch gesehen war und ist Korsika schon immer eigenständig und verfügt mit seinen polyphonen Gesängen über eine ganz spezifische Musikkultur. Diese Gesänge (»Paghjella«) wurden ursprünglich nur von Männern praktiziert; einige Chöre sind seit Jahrzehnten international bekannt, vor allem »I Muvrini«, aber auch »A Filetta«, die ich hier schon einmal vorgestellt habe.

Es gibt aber auch immer mehr Frauen-Chöre, die diese Art des Gesangs praktizieren, und ihnen möchte ich hier ein kleines Forum bieten:

Rifà i passi – »Da quì un cantu« (live)

Artemisia Trio – »Agnus Dei« (live)

Malincka – »Anghjulina« (live)

Insulatine – Polyphoner Gesang (live)

Donnisulana – Polyphone Gesänge (mehrere Aufnahmen)

Der Weite Angesicht

Für L. M.

Es trennt ein Horizont dir Augen und den Mund,
Die Weite scheint verletzt von fremder Enge;
Obwohl das Wort noch schweigt, tut längst die Iris kund:
Du wirst befreit von aller Schatten Strenge!

Du willst so lächeln und der Welt dich zeigen,
Doch Du erinnerst und befürchtest jenen Schmerz;
Dir ist das Hoch wie auch das Tief zu eigen,
Ist so voll Wunder, doch so wund auch noch dein Herz.

Schau, deiner Weite wird die Welt nie weit genug,
Es trennt ein Horizont das Sein vom Leben;
Du weißt, der Menschen Schein ist Blendung und Betrug:
Hast deiner Seele, heil, dich ganz ergeben.

Du wirst an deinen Wurzeln noch so vieles weinen,
Gleichwohl dein Weiten sich erfüllt mit weisem Licht;
Wirst Schmerz und Trauer hin zu Mut und Trauen einen
Und dich erlösen in dein wahres Angesicht.

(Henning Sabo)