Für dich

Sind alle Worte

Wie ein Schmutz

Den man auf weißes Linnen zieht

So wie ein Klumpen Gold

Der Sonne nachgeworfen

Für dich

Sind alle Lieder

Wie ein Staub

Den man auf Spiegel stiebt

Wie einer Perle Träne

Versenkt in einem Meer

Für mich

Ist die Erinnerung

Erinnerung, in der ich lebe

Für mich

Für mich, meine Liebe

(Henning Sabo)

Du rufst das

Meer deine Schwester

Du hast einen Namen

Doch du hast nichts

Du hörst das

Tosen der Brandung

Du hast eine Antwort

Doch du hast nichts

Du siehst das

Wandeln der Wellen

Du hast ein Bild

Doch du hast nichts

Du hältst das

Wasser in Händen

Du hast eine Spur

Doch du hast nichts

Du spürst das

Fluten, das Strömen

Du hast ein Empfinden

Doch du hast nichts

Du gibst dich –

Dein Leben

Ist Meer: eine Welle

Ein Tropfe: du bist

(Henning Sabo)

Ein Vogel singt

Ob ich sein Singen mag

Ob nicht

Ob ich mein eignes

Liedchen summe

Ob meine Melodie

Ich brumme

Ob ich ihm lauschen will

Ob nicht

All dies

Das nur mein Eigen ist

Ihn stört es nicht

Ihn interessiert es nicht

Ein Vogel singt

Und hebt sich in die Luft

(Henning Sabo)


Du, Kind, du bist so schön!

Dein Körper ein Ball,

Dein Blick voller Leben!

Doch deine Eltern wissen nichts vom Weg,

Sie nähren dich mit Sehnsucht und mit »Nicht!«,

Mit Enge und Schnuller wirst du gestillt.

Und alle Krankheit, die ich ließ,

Sie wird auch kommen dir –

Ganz fest umklammert deine Hand

Den kleinsten meiner Finger.

(Henning Sabo)

Melancholikers Ende

Nimm mich aus diesen lichten Weiten,

Lass mich noch einmal eng verzweifelt sein

Und ohne Hoffnung durch die Hölle gleiten,

Und lass nicht enden Not noch Pein!

Wie möcht’ ich die Gewissheit meiden,

Dass auch in tiefster Nacht ich nie allein,
Dass mich durch alle Qual und Leiden

Ein Weg doch führt unendlich heim.

Du weißt nicht, wem sich diese Wunder zeigen,

Wen du durchtränkst mit dieser Quelle rein.

Ist einer, dem die Schatten bleiben,

Der finstert noch der Sonn Schein!

Ein Fremdling den Glückseligkeiten,

Wird er der Gnade auch ein Flücht’ger sein,

Wird blind aus dieser Güte schreiten

Und sinnlos schleifen seinen schweren Stein.

Er wird sich seinen Schmerz erstreiten,

Er wird sich wund und Wunden schrei’n,

Wird rauschend tiefer sich in Trauer reiten

Und allem Glücke trotzen: Nein-nein-nein!

Gestillt sind alle Bitterkeiten,

Gesüßt ist meiner Tränen Wein;

Doch ohne Not- und Schwermutszeiten,

Wie soll ich da geborgen sein?

Wohin die Launen mich auch treiben,

Ich ankere im Stille-Sein;

So lausche ich des Elends Schweigen,

Und selbst der Schmerz verliert den Heil’genschein.

(Henning Sabo)