Geoffrey Oryema – »Land of Anaka«

Der Link zum Sonntag:

Heute Musik, die sozusagen in Uganda geboren, aber in Frankreich (im Exil) groß geworden ist. Musik von Geoffrey Oryema (1953-2018), aus Uganda geflohen, nachdem sein Vater, Minister unter Idi Amin, wohl auf dessen Geheiß hin umgebracht worden war. Seit 1977 überlebte er irgendwie in Paris, schrieb und spielte nebenbei Musik, die schließlich, 1990, zu einer ersten – von (Brian) Eno produzierten – Veröffentlichung (»Exile«) führte, der 1993 »Beat the Border« folgte. Auf beiden Alben wechseln sich Lieder seiner Heimat (teils auch in seiner Heimatsprache gesungen) mit modernen Kompositionen ab. Wunderschöne Songs mit guten Texten, geprägt von Oryemas melancholisch-warmer Stimme.

Als Beispiel habe ich zwei Titel ausgewählt. Der erste, »Land of Anaka«, erzählt von seiner Sehnsucht nach seiner Heimat Anaka im früheren – immer wieder von verschiedenen Bürgerkriegen betroffenen – Distrikt Gulu, heute Nwoya, dem Siedlungsgebiet des Volkes der Acholi, dem er angehörte.

Geoffrey Oryema – »Land of Anaka«

Das zweite ist eines meiner Lieblingslieder von ihm, »Nomad«, das sehr schön die sowohl traurige wie lebensbejahende Stimmung seines Wesens und Wirkens zusammenfasst. Hier (m)eine Übersetzung des Textes:

Neulich sah ich mich im Spiegel an.
Verbirg nicht dein Gesicht vor mir,
Verbirg nicht dein Gesicht vor mir, wenn ich traurig bin!
Am Tag, wenn ich dich rufe, antworte mir!
Bitte antworte mir und wende deine schüchternen Ohren zu mir!
Keine Kühe und kein Gras, darauf zu weiden –
Das lässt mich fühlen: Ich bin ein Nomade;
Ich bin verloren und stumm in der Wildnis;
Wie eine Eule zwischen den Ruinen,
Die Flügel mit Asche bedeckt,
Allein auf dem Dach.
Ich fühle, ich bin ein Nomade,
Ich fühle, ich bin ein Nomade,
Ich fühle, ich bin ein Nomade.
Meine Tage lösen sich auf in Rauch,
Meine Knochen schmerzen,
Meine Tage lösen sich auf in Rauch,
Mein Herz ist gebrochen.
Gutes Gehen hinterlässt keine Spuren.
Verbirg nicht dein Gesicht vor mir,
Verbirg nicht dein Gesicht vor mir, wenn ich traurig bin!

Geoffrey Oryema – »Nomad«